Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
„Mit dem Zusammenbruch der Fronten häufen sich die alliierten Fliegerangriffe auf die Städte und das Umland. Ziele sind vor allem kriegswichtige Produktionsstätten, Nachschubwege und Bahnstrecken. Immer wieder ist auch Vilbel von Angriffen betroffen.“ Diese Beschreibung der beginnenden Endphase des Zweiten Weltkriegs findet sich in Schriften des Stadtarchivs.
Weiter heißt es dort:
„Am 2. März 1944 greifen US-amerikanische B17- und
B24-Bomberpiloten den Norden Frankfurts in zwei Wellen an. Um die Mittagszeit
zieht ein starkes Schneegestöber durch die Wetterau. Über der Region liegt eine
geschlossene Wolkendecke, sodass die Angreifer ihre vorgegebenen Ziele nicht
genau orten können. Einige werfen ihre ersten Bomben bereits über Vilbel ab. Neben
nahezu 50 Toten und einer unbekannten Anzahl Verletzter gab es Schäden an einer
Vielzahl von Häusern in unserer Stadt.“
In diesen Tagen jährt sich dieser folgenschwere Luftangriff
auf Vilbel zum 80. Mal. In einer der schlimmsten Formen kehrte der vom
nationalsozialistischen Terrorregime angefachte Krieg auf den deutschen Boden
zurück und traf auch die Stadt Vilbel. Freilich hatte diese keine sogenannte
kriegswichtige Industrie oder war den Alliierten ein wichtiges Ziel. Sie lag
nur eben vor den Toren Frankfurts und die deutschen Großstädte waren seit
geraumer Zeit Ziel dieser verheerenden Luftangriffe.
Viele Vilbeler mussten diesen Angriff mit dem Leben
bezahlen. Sie mussten dies, weil das Regime der Nationalsozialisten Deutschland
und Europa ins Verderben stürzte. Sie waren drei der vielen Millionen
unschuldigen Opfer, die dieser Krieg und alle ihm folgenden Handlungen
forderte. Sie zahlten damit auch den Preis für das, was die
nationalsozialistische Propaganda als den „totalen Krieg“ bezeichnete.
Lange Jahre schien uns dies so fern. Krieg, Vertreibung,
Tod und dieses unendliche Verderben solcher Handlungen waren für die
Generationen, die nach 1945 geboren wurden Geschichten ihrer Vorfahren. Doch
spätestens mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine, der sich jüngst zum
zweiten Mal jährte, wurde uns all dies schlagartig wieder gegenwärtig.
Die Geschichten der vielen Flüchtlinge aus Kriegsgebieten,
der vielen unschuldigen Opfer, die auch hier bei uns in Bad Vilbel Schutz und
Frieden suchten und suchen, klingen frappierend ähnlich den Schilderungen, die
wir hier an den Anfang des Textes setzten.
Der 2. März 1944 mahnt uns alle, dass Krieg und Tod viel zu
schnell auch diejenigen treffen kann, die damit nichts zu tun haben oder zu tun
haben wollen. Die Schilderungen dieses Tages müssen uns angesichts unserer
unruhigen Zeiten zwingend dazu aufrufen, uns allen antidemokratischen, allen
radikalen und allen gewalttätigen und terroristischen Umtrieben
entgegenzustellen.
Wenn wir es nicht uns selbst schuldig wären, dies so zu
tun, dann sind wir es dem Andenken der zu Tode gekommenen Vilbeler vom 2. März
1944 und erst recht den vielen unschuldigen Opfern der Kriege und
Terrorhandlungen unserer Zeit schuldig, uns aufzumachen, unsere Demokratie zu
sichern und für kommende Generationen zu bewahren.
In diesem
Sinne grüßt Sie herzlich
Ihr Magistrat der Stadt Bad Vilbel
Veröffentlicht: | 29.02.2024 |