Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
am 10. November jährt sich zum 84. Mal eines der schrecklichsten Ereignisse in der Geschichte unserer Stadt. Während deutschlandweit bereits am 9. November Synagogen brannten und Häuser jüdischer Bürgerinnen und Bürger gebrandschatzt wurden, machten sich in Bad Vilbel am 10. November 1938 Schergen des nationalsozialistischen Terrorregimes auf, diese schrecklichen Taten auch hier zu verüben.
Weder auf den Besitz, noch auf die Gesundheit und letztendlich auf das Leben jüdischer
Bürgerinnen und Bürger haben die brandschatzenden Horden Rücksicht genommen.
Auch in
diesem Jahr begehen der Magistrat der Stadt Bad Vilbel und die jüdische Gemeinde
Bad Vilbel daher ein Pogromgedenken am Gedenkstein vor dem historischen
Rathaus. In einer Zeit, in der es inmitten Deutschlands wieder vermehrt
Übergriffe auf jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger gibt, ist es die Pflicht
unserer Generation, nicht nur an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte zu
erinnern und den Opfern zu gedenken, sondern aus der mahnenden Warnung, dass
sich dies nie wiederholen dürfe, auch Taten zu machen und sich mit allem, was
wir haben, gegen derlei Übergriffe zur Wehr zu setzen und alles dafür zu tun,
unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu schützen.
Wenn es
nunmehr bereits wieder Teile deutscher Städte gibt, in denen Juden ihre Kippa
abnehmen, um nicht erkannt zu werden oder den Davidstern an einer Halskette
nicht offen tragen möchten, weil ihnen sonst nicht nur Beleidigungen, sondern
gar tätliche Angriffe drohen, dann haben wir einen Punkt überschritten, an dem
es lediglich reicht, mit mahnenden Worten die Erinnerungskultur aufrecht zu
erhalten.
Wir haben
nur dann wirklich aus diesen schrecklichen und unmenschlichen Ereignissen der
Tage und Nächte des 9. und 10. November 1938 und all dem, was zuvor bereits
geschah und danach noch folgte, gelernt, wenn wir uns gemeinsam aktiv gegen
jedwede Form des Antisemitismus stellen. Aus dem „Nie Wieder!“, muss eine klare
Handlung folgen. Eine Handlung, der jeder Mensch in unserem Land nachgeht. Eine
Handlung, die zu einem Reflex werden muss. Bemerken wir antisemitische
Umtriebe, so stehen wir auf, gehen gegen diese vor, verurteilen sie nicht nur,
sondern unterbinden sie und verhindern sie.
Das muss das
Erbe des 9. und 10. November 1938 sein. Auch hier bei uns in Bad Vilbel.
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihr Magistrat der Stadt Bad Vilbel
Veröffentlicht: | 10.11.2022 |